Gedanken zum Sonntag

„Lieber Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die anderen hier“

Das Gleichnis von diesem Sonntag erzählt von einem Pharisäer und einem Zöllner, die zum Beten in den Tempel gehen.

Wieder so eine Geschichte, die scheinbar einfach daherkommt: schwarz weiß…… ein Zöllner, der um seine Fehler weiß und auf Erbarmen hofft. Und ein Pharisäer, der die religiösen Vorschriften liebt und lebt. So weit, so einfach. Und dann erzählt der Evangelist von der Falle, in die der vermeintlich moralische Pharisäer tappt: er grenzt sich ab: „Ich bin nicht wie die anderen. Gott sei Dank!“

Diese Abgrenzung finde ich an vielen Stellen wieder: in der Gesellschaft und bei mir selbst. Die anderen: die sich nicht korrekt verhalten, die kulturell anderen, die anders urteilen als ich… ihnen gegenüber haben wir doch das Recht uns abzugrenzen.

Jesus durchbricht dieses Denken. Er zeigt, wohin eine solche Selbstgerechtigkeit führt: auch die Gesetzestreuen können vor Gott schuldig werden. Und die Verachteten können gerechtfertigt werden.

Pharisäer und Zöllner, das sind in dieser Lesart nicht einfach konkrete Menschen, sondern Haltungen.

Jesus ermutigt zur Ehrlichkeit. Wir können und müssen Gott nichts vormachen. Wir können dankbar sein für das, was unserem Leben Sinn gibt. Was wir durch andere mit auf den Weg bekommen haben. Jesus fordert aber auch auf, Gerechtigkeit mit den Augen Gottes zu messen und nicht bei der eigenen Leistung und dem Vergleich mit anderen stehen zu bleiben. Nur so kann eine Gerechtigkeit wachsen, die verbindet und nicht ausschließt.

Stephanie Stiewe-Berk, Gemeindereferentin