Beschreibung Giebelfenster St. Josef

„Aussendung des Hl. Geistes“
(Erläuterungen von Ferdinand Hees, 1909 – 1998, Papenburg)

„Als ich den Auftrag bekam, das Giebelfenster von St. Josef zu gestalten, stand ich vor der großen Öffnung des Rohbaus. Ich erhielt die keimhafte Vision einer kraftvollen Dynamik aus Farben und Formen, die über die gliedernden Pfeiler hinaus einen bewegten Zusammenhang bildeten. Diese Vision verdichtete sich in Richtung auf die Thematik der Aussendung oder Herabkunft des Hl. Geistes.

Wir versuchen, Gott unter drei Aspekten zu begreifen: Gott Vater, Sohn und Hl. Geist. Der Hl. Geist, die schaffende Kraft Gottes, offenbart sich im Schöpfungsbericht in der ersten Schöpfungstat: „Es werde Licht“.
Die Struktur des lebensspendenden Lichts zeigt das trinitare Wesen Gottes. Das Prisma fächert das weiße Licht in die drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau auf, an deren Grenzen die drei primären Mischfarben Orange, Grün und Violett sichtbar werden. Jeder kennt die Erscheinung des Regenbogens und dessen symbolische Bedeutung in Verbindung mit der Erzählung von der Sintflut.

Wir sehen im Hl. Geist den dynamischen Erneuerer, der verkrustete Strukturen aufbricht. Er bringt Licht in das Dunkel, verleiht Begeisterung und erfüllt uns mit konstruktivem Tatendrang. Er wirkt nicht laut, sondern in der Stille. Er offenbart sich in der sichtbaren Schöpfung in den leuchtenden Sonnen des Universums, den Farben und Formen der Blumen, der Wolken und der Sonnenuntergänge. Er macht alles neu.

Im Glasfenster verbinden sich Farben und Formen unmittelbar durch die Transparenz mit der Wirkung des Lichts. Geist können wir mit unseren Sinnen nicht unmittelbar wahrnehmen. In den biblischen Berichten erscheint er unter den Symbolen der Taube, der feurigen Zungen oder des Sturmes. Wir erfahren den Hl. Geist in seinen Auswirkungen.

So soll auch das große Spiel der Farben und Formen auf der Bildfläche des Fensters gesehen werden. Aus einer explosiven Ballung in der oberen Mitte strahlen Form- und Farbenergien nach allen Seiten aus und werden von ähnlichen Farben und Formen in reicher Variation aufgenommen und bis in die äußersten Enden weitergegeben. Das Giebelfenster erzählt keine Geschichte. Es öffnet sich aber dem meditativen Anschauen, so wie man an einem Sommertag in der Stille der Natur dem Ziehen der Kumuluswolken folgt oder die Blütenpracht eines Gartens betrachtet. Das Auge kann den Bewegungen der Formen folgen, die von dem frei spielenden Lineament durchzogen und verdichtet werden. Es kann die Farben in ihrer Kraft auf sich wirken lassen und so einen schwachen Abglanz der unendlichen Schöpferenergie des Geistes Gottes wahrnehmen.
Das Fenster lebt von den drei Grundfarben und den drei primären Mischfarben in Kontrasten und Verwandtschaften. Zusammen ergeben die vielfältigen Farben, wie wir wissen, das weiße Licht, aus dem sie entstanden sind als Sinnbild der Einheit Gottes.“